Ein Leben ohne E-Commerce und Online-Shopping ist kaum mehr vorstellbar. Seit 2016 verschicken Händler und Privatpersonen allein in Deutschland jährlich über 3 Milliarden Pakete. Innenstädte ächzen unter der Belastung von Zustellfahrzeugen. Einwegverpackungen sorgen für eine erhöhte Umweltbelastung. Lösungen für die unter Logistikern berüchtigte letzte Meile müssen her.
Vom eigentlichen Lager hin zum Endverbraucher legt ein Paket nicht selten mehrere hundert Kilometer zurück. Die größte Schwierigkeit liegt allerdings bei dem letzten Abschnitt, der Zustellung zum Kunden – die sogenannte letzte Meile. Wenn dort etwas schief geht, war der komplette vorherige Aufwand umsonst.
Größte Probleme in den Städten
Besonders im städtischen Raum ist dies zu einem großen Problem geworden. Wie eine Studie der Wirtschaftsberatung Price-Waterhouse-Cooper zeigt, sind 20 bis 30 Prozent des städtischen Verkehrs Güterverkehr. Gleichzeitig ist der Güterverkehr für rund 80 Prozent der innerstädtischen Staus verantwortlich.
Das liegt unter anderem an der Infrastruktur der Städte. Sie sind nicht auf den enormen Zuwachs an Paketzustellungen eingestellt gewesen. Daher fehlt es an möglichen Haltebuchten. Oft bleibt dem Paketboten keine andere Wahl, als unerlaubt in zweiter Reihe zu parken.
Drohnen und Roboter als Teil der Lösung
Futuristisch anmutende Lösungen wie Drohnen oder Roboter, die Pakete zustellen, sind bereits testweise im Einsatz. Eine Zustellung per Luft direkt vor die Haustür ist bisher eher unwahrscheinlich. Zu hoch ist eine mögliche Verletzungsgefahr. Zudem ist es im innerstädtischen Bereich schwierig eine Fluggenehmigung zu bekommen. Dies gilt auch für Drohnen.
Der Paketdienst Hermes lässt seinen Starship Roboter seit Beginn 2017 in Hamburg Pakete mit einem Maximalgewicht von 15 Kilogramm ausliefern. Der Roboter fährt in Schrittgeschwindigkeit auf dem Gehweg. Dabei erkennt er Ampeln und kann Bordsteine steigen. Damit ist er hauptsächlich für dringende Sendungen geeignet, beispielsweise Medikamente.
In anderen Ländern ist dieser Ansatz einen Schritt weiter. Der chinesische Onlinehändler JD.com lässt in zwei ländlichen Regionen bereits autonom arbeitende Roboter Pakete zustellen. Dabei kann ein Roboter 30 Pakete pro Lieferung mitnehmen und im Umkreis von fünf Kilometern ausliefern. Die Herausgabe des Pakets erfolgt durch Gesichtserkennung. So lassen sich bis zu 2000 Sendungen täglich zustellen.
Schwerpunkt Pharma und kühlkettenpflichtige Medikamente
Im medizinischen Bereich liegt ein besonderer Fokus der letzten Meile auf Medikamenten, die kühlpflichtig sind. Wird hier die Kühlkette zu lange unterbrochen, verliert ein Arzneimittel seine Wirkung. Große Chargen von Medikamenten gelangen in Kühlcontainern palettenweise in die entsprechenden Depots. Dort werden sie in viele kleine Einheiten aufgebrochen und für den Versand an die Prüfklinik, die Apotheke oder direkt an den Patienten verpackt.
Bis zum Depot ist die Temperatur und Luftfeuchtigkeit der Medikamente gut nachvollziehbar. Durch Tracking mit Data-Loggern an mehreren Punkten der Palette und in den verschiedenen Verpackungsschichten lassen sich mittlerweile sogar Fluglieferungen gut verfolgen. Die Letzte Meile hingegen ist vergleichsweise wenig gut dokumentiert.
Umweltbelastung durch passive Kühlboxen
Der Einsatz von kostenintensiver Tracking-Technik lohnt sich nicht, weil die Empfänger die Transportboxen häufig nicht an den Logistikdienstleister zurücksenden. Die passiven Transportboxen werden teils nach einmaliger Verwendung entsorgt. Ob es sich dabei tatsächlich um Einwegboxen handelt, wird häufig ignoriert.
Mehrwegbox bedeute, dass maximal fünf bis sieben Transportzyklen möglich sind. Danach landet die Box zwangsweise im Sondermüll, weil die Transporte sie zu sehr ramponiert haben.
Bei Einweg-Kühlboxen fallen für einen Liter Transportgut rund 1,5 Tonnen Müll an. Handelt es sich dabei um mit Kühlakkus bestückte Kartons, ist die Kartonage verhältnismäßig einfach in der Entsorgung. Wenn es sich um Transportboxen aus Polystyrol oder ähnlichem Material handelt, ist die Entsorgung teuer. Polystyrol wird unter hohem Energieeinsatz aus Erdöl gewonnen und kann in den Mülldeponien nur schwer entsorgt werden. Hier ist eine hohe Verbrennungstemperatur notwendig. In Hinblick auf die Umweltverträglichkeit ist das Material kritisch, denn bei der Verbrennung entstehen giftige Gase.